Journalist in Israel sein? Einer Zunft angehören, die von allen verschmäht und mit einer Handbewegung abgetan wird, mit der man auch lästige Fliegen vertreibt? Wollte ich das schon immer? Habe ich nichts Besseres zu tun, als hinter einem Familienvater hinterher zulaufen, der eben gerade sein einjähriges Baby verloren hat, weil dem Kind ein Fernseher auf dem Kopf gefallen ist?Bevor ich als Journalist in Israel angefangen habe, war ich bei der “Prager Zeitung”, wo ich zum ersten Mal Artikel schrieb. Ich wusste nicht, was mich erwarten wird. In Prag war alles cool, das Bier schmeckte und die Themen waren – meistens – locker. Als ich nach als Journalist nach Israel kam, fing ich bei der Beilage der zweitgrößten israelischen Tageszeitung als Lokalreporter an. Rischon-Lezion ist nicht Prag und das hiesige Bier hat mit der tschechischen Braukunst nicht viel am Hut – und die Themen suchten mich im Schlaf heim: Herzinfakte von Stadtratsabgeordnete; Nachbarn, die sich wegen eines Schlauches bis aufs Messer bekämpften; Lokalpolitiker, die annahmen, ich würde ausschließlich zu ihren Diensten stehen und Tagediebe, die das gleiche dachten.Das schöne an der Arbeit eines Journalisten in Israel und anderswo ist der Umgang mit Menschen. Hinter jedem noch so große Nervensäge steckte eine interessante Geschichte und die meisten Menschen hatten auch was kluges zum Sagen. Das Blatt jedoch, das wollte nur heißgekochte Delikatessen, damit die Redaketeure sich später gegenseitig auf Schulter klopfen konnten: Wir habens den Lesern gezeigt.Besonders lange hielt ich es nicht aus, dann kam ich auf die Idee den Journalismus ein wenig anders zu betreiben, über Themen zu schreiben, die mich selber interessieren. Und mittlerweile bediene ich als Israeljournalist einige Blätter, die das auch so sehen: “Spiegel.de”, “Berliner Zeitung”, “Jüdische Zeitung”, “Rheinischer Merkur” und “Wiener Zeitung”.Nun schreibe ich über die israelische Politik und was ich von ihr halte, über was der Israeli auf der Straße so denkt und vor allem tut, wie das Leben hier aussieht und was den Leuten wichtig ist, woher die Menschen gekommen sind und wohin sie gehen möchten. So Arbeite ich als Journalist in Israel, und kann dazu nur sagen,
dass meine Tätigkeit mir unheimlich viel Spaß macht und die einzige meinen Journalismus in Israel erklärende Gestik ein Lächeln mit einem nach oben zeigenden Daumen ist. Basta!